2020-10 Ehrenmal-Halbinsel Stralau-Rummelsburger See
Seniorenbeirat bei der Technikniederlassung Nordost
(ehem. FA 1 / FA 4 Berlin)
Wandergruppe
Wanderung Sowjetisches Ehrenmal-Halbinsel Stralau-Rummelsburger See
Unsere Wanderung beginnt am S-Bahnhof Treptower Park. Wir wandern durch den Park und erreichen bald das Sowjetische Ehrenmal.
Das Ehrenmal im Treptower Park ist von vier Ehrenmalen in Berlin das groesste Denkmal fuer die gefallenen Soldaten der Roten Armee in Deutschland und die wichtigste Gedenkstaette fuer sowjetische Soldaten in Berlin. Das Ehrenmal wurde von 1946 bis 1949 an zentraler Stelle des Treptower Parks errichtet. Wo seit 1949 das Sowjetische Ehrenmal mit rund 7000 Graebern steht, befand sich zur Kaiserzeit eine grosse Spielwiese fuer Kinder. Fuer den Bau wurden 40000 Kubikmeter Granit benoetigt. Das Ehrenmal ist symmetrisch aufgebaut. Den Eingang zum Denkmal markiert ein grosser Triumphbogen. Es folgt die Skulptur „Mutter Heimat“ im Form eine Frauenstatue, die um die gefallenen Soehne trauert. Weiter werden die Besucher durch zwei grosse stilisierte Fahnen aus rotem Granit geleitet. Mittelpunt des Ehrenmals ist die haushohe Statue eines Sowjetsoldaten, der mit Kind auf dem Arm und Schwert in der Hand den Sieg ueber das NS-Regime symbolisiert. Die imposante Statue steht auf einem Erdhuegel mit Mausoleum, in dessen Innenraum ein Mosaik des Malers Alexander A. Gorprnkow zu sehen ist. Der Weg zur Hauptstatue ist umgegeben von weiteren Skulpturen. Über Treppen koennen Besucher zu den Grabfeldern hinabsteigen. Die fuenf Felder haben symbolischen Charakter: die insgesamt auf dem Gelaende 7000 bestatteten Gefallenen liegen in eher unauffaelligen Grabstaetten an den Raendern der Anlage. Jedes Jahr findet am Sowjetischen Ehrenmal eine Feier mit Kranzniederlegung zum Gedenken an die gefallenen sowjetischen Soldaten waehrend der Befreiung Berlins statt.
Wir verlassen das Ehrenmal und wandern weiter durch den Treptower Park in Richtung der Archenhold-Sternwarte, von der wir aber nur einen Blick aus der Ferne erhalten.
In Hoehe des Restaurants „Zenner Eierschale“ queren wir die Strasse B96A und erreichen das Spreeufer. Es bietet sich uns ein Blick zur Liebesinsel und der Halbinsel Stralau. Wir folgen dem Spreeuferweg und erreichen bald die Schiffsanlegestellen am Treptower Hafen. Auf dem Weg parallel zu den Bahngleisen geht es zur Halbinsel Stralau. Zwischen den S-Bahn-Stationen Ostkreuz und Treptower Park liegt auf einer Landzunge die Halbinsel Stralau. Auf der suedlichen Seite fliesst munter die Spree, auf der noerdlichen wird sie vom Rummelsburger See begrenzt. Spaziergaenger, Jogger und Angler lieben diese Idylle mitten im hektischen Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Naturnaehe und Ruhe auf den 130 Hektar sind ueberraschend.
Urspruenglich lag das Dorf Stralow (ab 1900 mit dem Namen „Stralau“ eingedeutscht) vor den Toren von Berlin und gehoerte zu den Besitzungen der Doppelstadt Berlin und Coelln. Der Name Stralau verraet den slawischen Ursprung. Seit dem 13. Jahrhundert ist die Ansiedlung der Spreefischer hier belegt.
Wir beginnen unseren Rundgang entlang der gepflegten Uferpromenade, die wir in Hoehe der Kirche verlassen muessen.
Die Stralauer Dorfkirche wurde in den Jahren 1459 bis 1464 erbaut. Der einschiffige gotische Kirchenbau wurde aus Ziegelsteinen ueber einem Sockel aus Feldsteinen errichtet. Der Friedhof fuer die Fischerfamilien hatte bereits seit 1412 bestanden. Damit ist die Kirche eine der aeltesten Berlins. Heute liegt der Kirchenfussboden einige Meter unterhalb des Bodenniveaus ausserhalb der Kirche. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich immer mehr Schwemmsand angelagert. Sehenswert ist der Schnitzaltar aus dem 16. Jahrhundert sowie die originellen sog. Wendenfratzen. Die Fenster der Dorfkirche zeigen heute noch die Naehe zum Flaschenwerk an, die verarbeiteten Flaschenboeden sind deutlich zu erkennen. Glockenturm, Kapelle und ein beschaulicher Friedhof runden das Ensemble ab.
Beruehmt-beruechtigt war der Stralauer Fischzug, ein seit dem 16. Jahrhundert am Bartholomaeus Tag (24. August) stattfindendes Volksfest, das man auf der Gemeindewiese neben dem Friedhof feierte. Begangen wurde das Ende der Schonzeit fuer die Fischerei in der Spree, die seit Ostern einzuhalten war. Bis zu 50.000 Menschen versammelten sich jaehrlich, zunaechst das einfache Volk, spaeter Buerger und Adel. Es soll sogar Jahre gegeben haben, an denen die Berliner Oper zum Termin des Fischzuges keine Vorstellung mehr geben wollte, weil die Besucher ohnehin alle lieber nach Stralau gingen. Das wilde Treiben fuehrte im Jahr 1873 schliesslich zum Verbot des Festes, denn „man frass und soff auf dem Friedhof“. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Stralau wegen seiner zahlreichen Gaststaetten, Kneipen und Logierbetriebe ein beliebtes Ausflugsziel der Staedter. Einige hatten hier Wochenendhaeuser errichtet, Angler- und Wassersportvereine hatten sich gebildet. Heute gibt es nur noch zwei Baecker und einen kleinen Imbiss auf der Halbinsel. Allerdings bevoelkern im Sommer Grillende und Erholungssuchende die Wiesen, Parks und Ufer.
An der Spitze der Halbinsel liegt das Schwemmsandgebiet „Schwanenberg“. Hier befindet sich eine gepflegte Parkanlage, die mit grossen Platanen bestanden ist und im Fruehjahr von Krokussen foermlich ueberwuchert wird. Man hat einen guten Rundumblick auf die anderen Ufer der Spree mit Zenner-Biergarten, Plaenterwald und dem staendig rauchenden Zementwerk. Einige exklusive Wohnanlagen sind hier, wie auch im gesamten Uferbereich der Halbinsel, entstanden.
Weiter geht es entlang der hier seit 1925 ansaessigen Hansa-Werft, die Sportboote baut und saniert, und ihrem kleinen Yachthafen mit schoenen Blicken ueber die Rummelsburger Bucht. Dann treffen wir auf den Palmkernoelspeicher der ehemaligen Palmkernoel- und Schwefelkohlenstofffabrik Rengert und Co. Das Industriedenkmal wurde in den Jahren 1883 bis 1885 errichtet und ist ein typisches Bauwerk der Gruenderzeit. Er zeugt von der starken Industrialisierung der Halbinsel, die ab dem Ende des 19. Jahrhunderts einsetzte. Auch der zugehoerige Schiffsanlegeplatz ist noch erhalten. Heute sind auch hier Lofts und Eigentumswohnungen in der Entstehung.
Unweit davon findet sich der rote Klinkerbau des ehemaligen Flaschenturms der Engelhardt Brauerei. Das dreiteilige Baudenkmal ist ein typischer Berliner Industriebau aus den 1920er-Jahren. Die Engelhardt-Brauerei hatte in den 1930er-Jahren ein grosses Betriebsgelaende auf Stralau und war zu dieser Zeit einer der groessten Malzbierproduzenten der Welt. Zu Hochzeiten wurden im Flaschenturm taeglich ca. 300.000 Bierflaschen befuellt. Das Gebaeude wurde in den Jahren 2009 bis 2012 saniert und dient heute Wohnzwecken.
Ein weiteres auffaelliges Wohngebaeude ist mit dem „Goldenen Haus“ entstanden, das auf dem Grundstueck Alt-Stralau 52-53 liegt und als hoechstes Gebaeude auf der Halbinsel weithin sichtbar ist. In dem urspruenglichen Buerogebaeude waren zwischen 1983 und 1990 Entwicklung und Verwaltung des VEB Kosmetik-Kombinats ansaessig. Heute bieten die luxurioesen Wohnungen einen weiten Blick auf die Spree, den Fernsehturm oder den Treptower Park.
Die Zukunft des Glaswerks aus dem Jahr 1890 am Nordufer der Rummelsburger Bucht, das ebenfalls zur Engelhardt-Brauerei gehoerte, ist noch ungewiss. Zu DDR-Zelten stellte der VEB Stralauer Glaswerke hier Bier-, Wein-, Sekt- und Wasserflaschen her. Bis 1997 wurde das Unternehmen von den Nienburger Glaswerken weiter betrieben, bevor es nach einer Havarie schliessen musste. Die Ruinen liegen zwischen der Landzunge und den Gleisen der Ringbahn und sind aktuell als Location fuer Filmdrehs beliebt.
Ausgehen kann man jedoch davon, dass auch das Glaswerk saniert und die Bebauung der Halbinsel weitergehen wird. Die Wasserlage im Herzen der Stadt macht Stralau zu einem attraktiven Wohngebiet in Berlin, was immer mehr Investoren und Grundstueckskaeufer anlockt. Zum Glueck sind die vorhandenen Parks und Uferwege aber vor deren Zugriff geschuetzt und werden der Öffentlichkeit erhalten weiter als Erholungsraum zur Verfuegung stehen.
Der Weg fuehrt uns dann weiter auf der Uferpromenade der Rummelsburger Bucht. Nach ca. 1,5 km erreichen wir die Hafenkueche. Das Restaurant wird zwar gerade saniert, aber wir koennen im Biergarten einkehren.
Die Rueckfahrt koennen wir dann mit der Tram Linie 21 von der Haltestelle „Gustav-Holzmann-Str.“ antreten.
Die Strecke ist ca. 10 km lang.
Wandertermine: (Bedingt durch Corona wurden unterschiedliche Termine gewaehlt!)
- 13.08.2020 (Do) Rainer
- 28.09.2020 (Mo) Jochen